Tucht 31

Tuchtinsel Düsseldorf
2021

PBSA Studio
Prof. Juan Pablo Molestina

Der nördliche Teil der Düsseldorfer Innenstadt bot noch vor 15 Jahren ein völlig anderes Bild: Durch Kriegszerstörung und Wiederaufbau und dem Bedürfnis einer autogerechte Stadt, gab es keinen gut erlebbaren Zusammenhang – der östliche Teil der Innenstadt wurde vom westlichen unterbrochen, der Hofgarten war getrennt, die Königsallee nicht an den Hofgarten angeschlossen. Das Dreischeibenhaus und das Stadttheater lagen etwas abseits im Niemandsland, ohne weiteres sinnstiftendes Städtekonzept.

Durch den Abriss der 60er Ikone Tausendfüssler und weiter durch den Bau der Wehrhahnlinie, ergab sich nun die Sicht auf das Schauspielhaus und somit ein neuer räumlicher Zusammenhang: Der Blick auf das Theater und der Blick vom Theater auf die Stadt- das Zentrum des ‚Kommerz’ in enger Nachbarschaft zu Kultur.

Tucht 31 vereint diesen Gedanken mit einer weiteren Idee und öffnet sich den Städtern und Besuchern. Die Grundstücksform der Tuchtinsel wird aufgegriffen. Das Detail der abgerundeten Ecke orientiert sich an runden Gebäuden in der näheren Umgebung, wie dem Schauspielhaus, Kö-Bogen I und dem P&C Gebäude. Die Gebäudefluchten der Klosterstraße und Martin-Luther-Platz treffen auf die abgerundeten Gebäudekanten des Hochhauses.

Das Hochhaus besteht aus zwei Kuben, die von jeweils einer Seite zurückspringen und gegeneinander versetzt in unterschiedlicher Höhe erstrecken. Die beiden Terrassen nehmen die Höhe der unmittelbaren Umgebung auf. Der niedrigere Gebäudeteil, in Richtung Schadowstraße, endet auf der Höhe der Börse; der höhere Turm überschreitet die Höhe des Dreischeibenhauses um zwanzig Meter. Das Erdgeschoss hat für den Städtebau eine besondere Bedeutung.

Tucht 31 verbindet ‚Kunst und Kommerz’ mit einem anderen Aspekt: Esskultur. Über einen Haupteingang samt Infopoint von der Schadowstraße und weiteren Eingänge gelangt man umgehend in die große Halle. Das Konzept könnte einem Shop- in-Shop ähneln: Einzelne Länder- und regionbezogene Angebote samt Restaurant in verschiedenen Größen, gehobene Gastronomie aber auch Snacks z.b. für das Mittagessen, Supermarkt und die Möglichkeit die nötigen Kochutensilien zu erwerben. Bereiche, in denen man gekaufte Speisen umgehend verzehren kann. Kann von den Bürgern und Büronutzern gleichsam als Treffpunkt, Arbeits- und Freizeitstätte genutzt werden, besonders für die späteren Tageszeiten. Ab der zweiten Etagen sind Bürogeschosse geplant, die verschieden und variable zu gestalten sind und bei Bedarf zusammengeschaltet werden können. Erreichbar sind die Büroetagen über eine großzügige Lobby im Erdgeschoss mit exklusiven Sitzmöglichkeiten. Auf der Ebene der ersten Dachterrasse befindet sich die Bar mit einer großen Dachterrasse. Das Restaurant ist über eine Treppe mit der Bar verbunden. Im hinteren Teil des Restaurant hat man einen Blick auf den Musik- und Tanzbereich der Bar, welcher über zwei Etagen verläuft. Die Dachterrasse mit Wasserbecken steht den Bar- und Restaurantbesuchern zur Verfügung. Das darüberliegende Geschoss beinhaltet eine Kita und einen kleinen Gym, der exklusiv für die Bewohner und Büroangestellten nutzbar ist. Das Geschoss dient zusätzlich als Zone zwischen der Gastronomie und den darüberliegenden Wohnetagen. Das Wohnkonzept beinhaltet 6 Wohntypen:

2 x one bedroom
2 x two bedroom
2 x maisonette three bedroom

Jede Wohnung verfügt über eine Loggia zwischen 5qm und 20 qm. Der Wohnturm verfügt über eine eigene Lobby mit Doorman. Die Nutzungen sind von der Fassade nicht abzulesen und undifferenziert. Die Fassade wird immer wieder unterbrochen durch die Terrassen oder den Loggien der oberen Wohngeschossen. Die Loggien haben ein subtiles Außenbild, die Brüstungen werden wie die umliegenden Fenster ausgeführt. Die abschließende Dachterrasse ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, sondern ist den Bewohnern des Hochhauses vorbehalten.